In meinem Buch „Das fliegende Glossenzimmer – Schulische Satiren“ habe ich mich in einem Abschlusskapitel an die einzelnen Gruppen gewandt, die konkret mit Schule zu tun haben.
In meiner kleinen Serie sind bereits meine Worte an die Lehrerinnen und Lehrer, die jungen Kolleginnen und Kollegen im Referendariat, die Schulleiterinnen und Schulleiter und die Eltern veröffentlicht. Zum Abschluss sind heute die Menschen dran, um die es in der Schule geht:
Liebe Schülerinnen und Schüler,
meine Arbeit mit jungen Leuten (nicht nur am Gymnasium, sondern schon viel früher in der kirchlichen Jugendarbeit und im Zivildienst) hat mir immer wieder gezeigt:
Der Anteil von Vollidioten ist weltweit relativ gering und nicht von Alter, Beruf oder Bildungsstand abhängig. Daher darf ich sagen: Die Arbeit mit den meisten von euch war stets hochinteressant, spannend und hat oft Spaß gemacht.
Junge Menschen zum Denken und Beurteilen anzuregen gehört zum Aufregendsten, was man beruflich unternehmen kann. Und ja – mir hat es schon immer Freude bereitet, auf einer „Bühne“ zu stehen und das Publikum zu unterhalten. Daher halte ich Eitelkeit nicht generell für eine Schwäche…
Was euch – altersbedingt natürlich entschuldbar – nicht immer eingeleuchtet hat: Schüler haben auf die Art des Unterrichts einen riesigen Einfluss. Wer sich auf den Standpunkt stellt: „Ich will eigentlich gar nicht hier sein, nicht mitarbeiten, nix lernen, bestenfalls Unsinn anstellen – mal sehen, was dann der Lehrer macht“, darf sich nicht wundern, wenn ihm dann eventuell die Brocken um die Ohren fliegen. Wer die „Diktatur“ unbedingt will, kriegt sie manchmal auch – leider heute viel zu selten.
Aber wem erzähle ich das – die meisten von euch sind ja inzwischen längst erwachsen, stehen mehrheitlich selber im Berufsleben. Da wisst ihr sicher, was ich meine.
Insofern war und ist es mir piepegal, ob ihr mich oder andere Kollegen für zu streng, zu lasch oder sonst was haltet (oder früher mal gehalten habt). Eines jedoch würde mich sehr belasten: Wenn ihr meint, ich sei inkonsequent gewesen oder man hätte bei mir zu wenig lernen können. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Man merkt sich nur die Lehrer mit klar einschätzbarer, überzeugender Persönlichkeit – egal, wie böse oder nett sie waren.
Bildung war für mich immer das entscheidende Mittel zur Emanzipation, der Fahrstuhl, mit dem jeder und jede auch von ganz unten nach oben gelangen kann – gleich, aus welchem Elternhaus, welcher sozialen Schicht oder ethnischen Gruppe er oder sie stammt. Darum hat mich dieses Thema mein ganzes Leben lang fasziniert.
Angesichts von all dem Killefitz, dem man heute in der Bildung den „Problemstatus“ verleiht, mit dem man die Schule bis zur Besinnungslosigkeit „reformiert“, habe ich stets Fernsehberichte von Dorfschulen in Entwicklungsländern vor Augen:
Das einzige Klassenzimmer eine Art Lehmhütte, vierzig und mehr Kinder sitzen auf altersschwachem Mobiliar oder gleich am Boden, vor ihnen ein Lehrer sowie eine abblätternde Schultafel. Es werden Wörter oder Rechenaufgaben geübt, und man sagt viel im Chor auf oder singt – methodische „Steinzeit“ also.
Dennoch: Welche Freude auf den Gesichtern der Schüler und auch der Lehrkraft, die voll in ihrem Element ist und gelegentlich die Stimmung zum Überkochen bringt. Wieso dieses Hochgefühl bei solch spartanischen Bedingungen?
Obwohl man natürlich wusste, dass dabei eine Kamera lief, meine ich doch:
Ich glaube, diesen Kinder ist klar, welches Privileg es bedeutet, lernen zu dürfen – bei Schülerinnen in muslimischen Ländern oft unter Lebensgefahr. Taliban hassen Bücher, weil sie diese nicht verstehen und für bedrohlich halten. Auch bei uns hat man vor knapp 90 Jahren noch Bücher verbrannt…
Die pakistanische Friedennobelpreisträgerin Malala Yousafzai wurde auf dem Schulweg von religiösen Extremisten angeschossen und überlebte dieses Attentat nur knapp. Erklärter Grund für diesen Anschlag war ihr Eintreten für Bidungschancen der weiblichen Bevölkerung. Ihre denkwürdige Rede vor den Vereinten Nationen 2013 schloss die damals Sechzehnjährige mit den Worten:
„Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung zuerst.“
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http://www.robinson-riedl.de/buecher.htm
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