Hier nun die Fortsetzung
meiner kleinen Serie, die ich im
letzten Beitrag begonnen habe. Diesmal richte ich mich an die Lehrkräfte, welche
sich noch in der Ausbildung befinden:
Liebe Referendarinnen und Referendare,
ich wende mich speziell an Sie, da Sie sich in Ihrem Beruf noch orientieren müssen – sprich: nicht so festgefahren sind wie viele Ihrer älteren Kollegen. Daher habe ich die Hoffnung, Sie zum Besseren beeinflussen zu können.
Mein Rat ist vor allem: Nehmen Sie die ganzen Weisheiten, die Ihnen von den Seminarlehrern vor allem zur Gestaltung Ihrer Stunden verkündet werden, die hehren „pädagogischen Prinzipien“, welche gerade auf dem Markt sind, als unverbindliche Ratschläge. Sicher werden Sie vieles davon zunächst umsetzen müssen, um Noten zu erhalten, welche Ihnen eine Planstelle verschaffen.
Damit ist es aber auch gut. Der berufsferne Blödsinn, den ich von Lehramts-Ausbildern schon gehört habe, hat für mich hohen Kabarett-Faktor. Bedenken Sie: Wenn Ihre Seminarlehrer so gerne unterrichten würden, hätten sie sich nicht um eine Stellung beworben, die es ihnen ermöglicht, dass sie ersatzweise ihre Referendare in die Klassen schicken können.
Nehmen sie also die Ausarbeitung seitenlanger Stundenentwürfe und Unterrichtsnachweise sowie das Kasperltheater der Lehrproben nicht ernster, als es das verdient – also gar nicht! Die Ausarbeitung von Grob- und Feinlernzielen (oder welche Modeerscheinung derzeit gerade dran ist) hilft Ihnen bei Ihren späteren 24 (oder mehr) Wochenstunden genau nichts!
Und lassen Sie sich nicht vom gerade angesagten Methoden-Schnickschnack beeinflussen! Jeder Lehrer ist anders – und er muss dann genauso unterrichten, wie es seiner Persönlichkeit entspricht. Dieses authentische Auftreten überzeugt Ihre Schüler mehr, als wenn Sie als blutleere Kopie durch die Klassen geistern.
Vielleicht haben Sie (wie ich) das Glück, einigen älteren Kollegen über die Schulter schauen zu dürfen, deren Arbeitsweise Sie überzeugend finden. Die Fachschaft meiner alten Seminarschule bestand fast ausschließlich aus höchst individuellen und gegensätzlichen Typen, von denen aber die meisten auf ihre Art die Schüler beeindruckten. Nehmen Sie solche Erfahrungen mit. Es wird sich lohnen!
Ich bitte Sie herzlich: Versuchen Sie nicht, die Welt zu retten, sondern begnügen Sie sich damit, Ihren Schülern Lesen, Schreiben, Rechnen und vor allem Denken beizubringen. Sie werden es ihnen danken – vielleicht aber erst nach Jahrzehnten…
Bedenken Sie: Als Beamten auf Lebenszeit kann Ihnen keiner mehr was. Sie dürfen dann so halsstarrig, sperrig und individualistisch sein, wie Sie wollen. Klar werden Sie so vielleicht nicht die besten Beurteilungen bekommen, niemals eine höhere Funktionsstelle erhalten, es wird Ihnen möglicherweise Empörung und Feindschaft entgegenschlagen. Doch das wird sich schneller legen, als Sie denken – und man wird Sie als das Original akzeptieren, das Sie hoffentlich werden.
Und das ist gut so.
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