„Wo
Liebe wächst, gedeiht Leben - wo Hass aufkommt, droht Untergang.“
(Mahatma
Gandhi)
Es
braucht bei mir immer einige Zeit, bis ein Unbehagen
zu einer derartigen Größe anwächst, dass ich etwas dazu schreiben muss.
Heute trifft es die
schwedische Klima-Ikone Greta Thunberg.
Gestern hielt sie auf dem UN-Sondergipfel
zum Klima in New York eine Ansprache, welche man wohl neudeutsch als „Wutrede“ bezeichnet. In Auszügen:
„Meine Botschaft ist,
dass wir auf euch aufpassen werden! Das ist alles falsch. Ich sollte nicht hier
sein. Ich sollte auf der anderen Seite des Ozeans wieder in der Schule sein.
Doch ihr sucht Hoffnung bei uns Jugendlichen. Wie könnt ihr es wagen? Ihr habt
meine Träume gestohlen und meine Kindheit mit euren leeren Worten. Und dabei
bin ich noch eine der Glücklichen. Die Menschen leiden, sie sterben, ganze
Ökosysteme brechen zusammen. Wir stehen am Beginn eines Massen-Aussterbens, und
alles, worüber ihr sprechen könnt, sind Geld und Märchen von ewigem
Wirtschaftswachstum – wie könnt ihr es wagen!
(…)
Ihr seid immer noch
nicht reif genug zu sagen, wie es wirklich ist. Ihr lasst uns im Stich. Alle
kommenden Generationen haben euch im Blick und wenn Ihr Euch dazu entscheidet,
uns im Stich zu lassen, dann entscheide ich mich zu sagen: Wir werden Euch nie
vergeben! Wir werden Euch das nicht durchgehen lassen!"
Ich
möchte der beliebten Debatte um die klimamäßigen
Auswirkungen des Kohlendioxids
mit Sicherheit keinen neuen Beitrag hinzufügen – eines Gases übrigens, das zu 0,04 Volumenprozent in der
Erdatmosphäre enthalten ist und die entscheidende Voraussetzung für die Fotosynthese der Pflanzen und somit
aller Nahrungsketten auf diesem
Planeten darstellt. Solche Tatsachen liest man ja derzeit kaum noch… aber genug
davon!
Zweifellos
ist die Inszenierung mit der jungen
Klima-Aktivistin genial: Wie dereinst die „Pilgrim
Fathers“ erobert sie per Segelboot
mit ihrer unfrohen Botschaft die Neue Welt (nun gut, das mit den
zugehörigen Flügen der Schiffsbesatzung war ein kleiner Regiefehler). Und dann
zeigt die 16-Jährige den anwesenden 60
Regierungschefs (sogar Mister Trump schaute kurz rein) die Zähne und macht sie so richtig nieder! Das ist Jeanne d’Arc 2.0 in Perfektion, und das
Schönste dabei: Verbrennen wird man
sie nicht – schon wegen der unzulässigen Kohlendioxid-Emissionen!
Die
Wirkung jedenfalls, so berichten
Medien, sei phänomenal gewesen – manche Regierungsvertreter hätten Tränen in
den Augen gehabt. (Nun, ob da nicht doch diverse Imageberater mit einigen
Tröpfchen Glyzerin…)
Ohne
Zweifel: Während Weissagungen des nahen
Weltuntergangs früher eher den Zeugen
Jehovas vorbehalten blieben, hängen ihnen heute Menschen an, welche sich
für kritisch und aufgeklärt halten!
Leute meiner Generation freilich müssen da etwas umdenken,
da sie bislang davon ausgingen: Wenn man Menschen oder ganze Staaten von
dringenden neuen Projekten
überzeugen will, muss man sie dafür begeistern.
Es sollte Freude machen, sich für positive Dinge zu engagieren.
Längst
schon aber hat sich bei (nicht nur) linken
Weltuntergangs-Propheten, grünen Verbots-Politikern
und anderen Lactose-Intoleranten ein
anderes Rezept etabliert: Da man selber scheiße
drauf ist, sorge man als erstes dafür, auch den anderen die Stimmung zu verderben. Aus lauter schlechtem Gewissen werden die dann
schon kuschen…
Ein
anderes schönes Beispiel: Ernährung
wird heute vorwiegend unter dem Aspekt von Gefahren
gesehen, welche sich durch den Verzehr riskanter
Produkte auftun. Wehe, einer wagt es, in sozialen Netzwerken Wurst,
Schinken oder Spiegeleier zu posten – sofort hat er etliche Apologeten des Untergangs an der Backe,
welche anklagend das schreckliche Schicksal von Schweinen oder Legehennen
beschwören. Guten Appetit!
Apropos:
Man würgt also aus Vernunftgründen
das politisch Korrekte hinein,
anstatt zumindest auch darauf zu achten, ob es einem schmeckt. Das könnte Glückshormone aktivieren, die der Gesundheit durchaus förderlich wären.
Doch irgendwann werden Menschen, die sich einfach (und offenbar grundlos) des
Lebens freuen, bestimmt mit Depressiva
behandelt…
Überdies
bin ich für Greta Thunberg und ihre
eventuellen Kinder durchaus optimistisch. Die schwedische Stimmungstöte lebt in
einer Zeit, in der es immer weniger Menschen gibt, die wirklich hungern müssen, in einem Sozialsystem, welches ihr Chancen gibt
wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte, mit einer Lebenserwartung, die so hoch ist wie zu keiner anderen Zeit. Und
sie hat rekordverdächtige Gelegenheiten, weltweit ihre Ansichten verbreiten zu können. Noch vor einer Generation wäre das
einem Mädchen in ihrem Alter unmöglich gewesen.
„Liebe Schwestern und Brüder, ich
bin gegen niemanden, auch bin ich nicht hier, um aus persönlicher Rache gegen
die Taliban oder irgendeine andere terroristische Gruppe zu sprechen. Ich bin
hier, um meine Meinung zu sagen für das Recht auf Bildung für alle Kinder. Ich
wünsche mir Bildung für die Söhne und Töchter der Taliban und aller Terroristen
und Extremisten. Ich hasse nicht einmal den Taliban, der auf mich geschossen
hat. Selbst wenn eine Waffe in meiner Hand wäre und er vor mir stünde, würde
ich ihn nicht erschießen.
Das ist das Mitgefühl, das ich von
Mohammed gelernt habe, dem Propheten der Barmherzigkeit und von Jesus Christus
und Buddha. Das ist das Erbe des Wandels, das ich von Martin Luther King,
Nelson Mandela und Muhammad Ali Jinnah übernommen habe.
Das ist die
Philosophie der Gewaltlosigkeit, die ich von Gandhi, Badshah Khan und Mutter
Theresa gelernt habe. Und das ist die Versöhnlichkeit, die ich von meinem Vater
und meiner Mutter gelernt habe. Meine Seele sagt mir: ‚Sei friedfertig und
liebe alle.‘
(…)
Also lasst uns einen
weltweiten Kampf wagen, gegen Analphabetismus, Armut und Terrorismus, lasst uns
unsere Bücher und Stifte holen, sie sind unsere stärksten Waffen. Ein Kind, ein
Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist die
einzige Lösung. Bildung zuerst. Vielen Dank!“
https://www.kindernetz.de/infonetz/politik/frauenrechte/-/id=286214/property=download/nid=271614/6djvc8/SWRKindernetz-Rede-Malala.pdfUnd die Schule hätte Malala auch nicht geschwänzt, im Gegenteil: Sie wurde auf dem Weg dorthin angeschossen.
Das Ziel, das man
verfolgt, muss in den Mitteln, die man anwendet, erkennbar sein. Das sagte vor vielen Jahren schon Mahatma Gandhi. Daher: Sollte Greta Thunberg sich irren, sind ihre
Reden peinlich – sollte sie jedoch Recht behalten, wären sie eine Katastrophe.
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