Wenn
man ein Blog
mit diesem Begriff einrichtet, ist dies doch eine naheliegende Frage!
Viele
Außenstehende
würden schon die Notwendigkeit einer Rettung bezweifeln: In ihren
Augen sind die Menschen, welche Bildung verbreiten sollen, „faule
Säcke“ (so das Zitat eines Altkanzlers), die nur halbtags
arbeiten, zu lange Ferien haben, im Unterricht dummes Zeug schwafeln
und dafür – inklusive Pensionsanspruch – fürstlich entlohnt
werden. Auf die Gegenfrage, warum die Kritiker dann nicht selber
einen solchen „Traumberuf“ gewählt hätten, wird meist
halbherzig zugestanden, sich eher nicht so gerne in den Clinch mit
den „heutigen Kids“ begeben zu wollen.
Ärzte
gar fallen als Retter unseres Berufsstandes völlig aus: Immer wieder
muss ich hören, Lehrer seien grauenhafte Patienten, da sie den
Kontrollverlust fürchteten, wenn sie sich in Behandlung begäben.
Ihre „Compliance“ (oder moderner „Adherence“) sei daher
gleich null. Nun, vielleicht sollten Mediziner das vertikale
Verhältnis zu ihren Patienten einmal um neunzig Grad drehen – aber
ihre eigene Angst vor dem Machtverfall wird das wohl verhindern…
In
den Augen der Eltern
sind Lehrer oft genug „unfähig“, da sie es nicht fertig bringen,
in einer Klasse mit dreißig Schülern innerhalb eines
Schul-Mikrokosmos von gelegentlich mehr als tausend Beteiligten die
Individualität ihres Sprösslings ausreichend zu würdigen, was den
Erzeugern mit ihrem Einzelkind am heimischen Herd mühelos gelingt –
sollten sie sich dort einmal aufhalten.
Die
Vorgesetzten
der Pädagogen möchten von Problemen ihrer Untergebenen (welche sie
„Kollegen“ nennen) möglichst verschont werden: Schließlich
haben sie sich jahrelang karrieremäßig abgestrampelt, um selber
(fast) keinen Unterricht mehr geben zu müssen – und nun soll sie
all das wieder einholen? Lieber kümmern sie sich um
den neuen Schulentwicklungsbericht…
Die
Schüler
schließlich reagieren enttäuscht und genervt darauf, dass ihnen
vorbildhaftes Erwachsensein weitgehend unterschlagen wird.
Stattdessen erleben sie – nicht nur im Klassenzimmer – häufig
Personal, welches ihnen via Cargohose, Kapuzenpulli, Rucksack plus
niedriger Sprachebene vorzugaukeln versucht, es sei so ähnlich wie
sie. Da sie davon aber schon mehr als genug haben, müssen solche
Versuche fehlschlagen.
Das
Schlimmste aber ist, dass Lehrer gemeinhin gar nicht an Rettung von
außen denken. Vielmehr halten sie ihre Probleme
für hausgemacht:
Tief in der Pädagogenseele verwurzelt ist das Gefühl, welches in
allen Sozialberufen ruinös wirkt: nicht genug zu leisten, sich –
trotz warnender Krankheitssignale – noch immer unzureichend zu
verausgaben. Ersatzweise wird dann viel zuviel geredet (siehe
„Logorrhö“ – die natürlich ins Leere läuft, da ihnen keiner
zuhört) und noch mehr gejammert (noch vergeblicher).
Dies
war 2012 – nach 35 Jahren Schuldienst – der Grund, mein Buch „Der
bitterböse Lehrer-Retter“
zu veröffentlichen. Oft genug machte es mich fassungslos, wenn
Kollegen sich standhaft weigerten, einfache Lösungen zu
verwirklichen – nur aus der Angst heraus, die übrigen Beteiligten
könnten sich darob mit Schnappatmung auf dem Teppich wälzen. Na
und? Das ist doch ihr Problem, und sie helfen ja bei unseren
Schwierigkeiten auch nicht!
In
der oben verwendeten Reihenfolge (und leicht kabarettistisch
übertrieben) lauten solche Befreiungsschläge beispielsweise:
- Da fast alle Menschen hierzulande einmal (irgend)eine Schule besucht haben, glaubt inzwischen jeder Depp, in Bildungsfragen mitreden zu können. Solchen Zeitgenossen muss man verdeutlichen, dass sie einer sind und es nicht können.
- Gerade Ärzte (oder Juristen), welche uns mit ihrem Nachwuchs im Klassenzimmer nicht selten sehr viel Freude bereiten, sollten sich lieber einmal mit der Problematik eines Studiums befassen, welches dem Auswendiglernen von Telefonbüchern nahekommt und daher ein lausiges Transfervermögen plus null Sozialkompetenz liefert.
- Zeitgenossen, welche lediglich bewiesen haben, dass sie zur Zeugung von Nachwuchs fähig sind, sonst aber oft genug über die Erziehungskompetenz von Autisten verfügen, haben nicht den mindesten Grund, sich in unsere schulischen Entscheidungen einzumischen. Wir können sie ihnen erklären, falls sie es kapieren (wollen) – mehr nicht.
- Personen, welche in ihren lauschigen Büros – vor jungen Menschen durch mindestens zwei Sekretärinnen geschützt – residieren, sollten dort bleiben und sich weiterhin nur mit Dingen beschäftigen, bei denen sie wenig Schaden anrichten können: also nicht mit Unterricht und keinesfalls mit dessen Bewertung!
- Die Schüler allerdings haben es verdient, Erwachsene zu erleben – und zwar analog, nicht digital – die ihnen klare Maßstäbe, ein solides Wissen und beste Fähigkeiten vermitteln. Dies alles traut man nur seriösen Alphatieren zu und nicht herumalbernden Berufsjugendlichen.
Das
mag hart und provozierend klingen – und soll es auch. Irgendwo ist
uns die Einsicht verloren gegangen, dass Konflikte nicht die
Erziehung gefährden, sondern ihr notwendiger Bestandteil sind. Die
dialektische
Erkenntnis,
dass man durch Widersprüche zur Wahrheit gelangt, versackt in
unseren Bildungseinrichtungen im gutmenschigen Akzeptanz-Gedudel.
Wer
mehr von solchen haarsträubenden Ideen lesen möchte, kann sich ja
einmal auf meiner Website
umsehen (www.robinson-riedl.de) oder im Extremfall mein Buch
bestellen. Wie bei meinen anderen Blogs gilt auch hier: Sie sind
werbefrei – mit Ausnahme des Marketings meiner Bücher.
Es
würde mich freuen, wenn Sie die eine oder andere Idee für nützlich
hielten (merkt man meist erst, wenn man sie ausprobiert hat) und dann
hier per Kommentar darüber berichten. Selbstverständlich dürfen
Sie mir ebenfalls mitteilen, welch ewiggestrigen Unsinn ich
verbreite – beides allerdings, wie in meinen anderen Foren –
unter zwei Bedingungen: mit wahrem Namen und ohne persönliche
Herabsetzungen.
Ach
ja, nun habe ich die Ausgangsfrage noch nicht beantwortet:
Sind
die Lehrer noch zu retten?
Mir
fällt dazu nur das ein, was ich bereits im Buch geschrieben habe:
Lehrer
schon, die Lehrer nicht.
Mit
besten kollegialen Grüßen
Ihr
Gerhard Riedl
Herr Riedl war ein toller Lehrer. Er inszenierte jede Stunde quasi als eine Show, die uns Schüler ziemlich in den Bann zog . Natürlich hatten wir auch ein bisschen
AntwortenLöschenAngst vor ihm. Es wäre schön, wenn mehrere Lehrer dieses Talent besitzen würden. Nun daa ich selber Kinder habe, denke ich nicht negativ über Lehrer, da ich die Erziehung auh als sehr anstrengend empfinde. Ich bin dankbar, dass es Euch gibt, denn von mir nehmen die Kinder ja nichts an.
O, danke für die Blumen! Man muss offenbar nur alt genug werden, um Lob für seine Berufsarbeit zu erhalten.
AntwortenLöschenTalent ist für den Lehrberuf - wie für viele andere Beschäftigungen auch - natürlich eine Voraussetzung. Man muss allerdings auch Bedingungen schaffen, in denen es sich entfalten kann, und davon sind unsere Bildungseinrichtungen meilenweit entfernt.
Übrigens enthält mein "Lehrer-Retter" viele Tipps und Strategien, mit denen nicht nur Lehrer, sondern auch Eltern weiterkommen könnten (Schleichwerbung Ende).