Sonntag, 20. November 2022

Vom Knabbern an den Bildungslücken

 

Auf der Facebook-Seite der „Tagesschau“ war gestern zu lesen:

„Weltweit erreichen viele Jugendliche laut einer Studie keine grundlegenden Fähigkeiten, die in der Schule vermittelt werden sollen.“

Aus einer Grafik ging hervor, dass dabei China mit einem Anteil von nur 6,5 Prozent solcher Schüler weltweit führend ist. Deutschland belegt mit 23,8 Prozent lediglich den 30. Rang.

In den bislang fast 1900 Kommentaren lässt man mehrheitlich sowie reflexartig die deutsche Bildungswelt untergehen. Ja, früher war das besser… aber heutzutage! Schuld daran sind wahlweise die (linksgrün versifften) Politiker, die Schulen, Lehrer, Eltern sowie manchmal sogar die Schüler selbst.

Viel erkennen das kabarettistische Risiko nicht, dass man bei der Formulierung solcher Anmerkungen ein möglichst fehlerfreies Deutsch verwenden sollte. Daher verstrickt man sich in missglückter Rechtschreibung und Interpunktion, offenbart stilistische Schwächen oder schreddert die Syntax. Die bei Facebook vorgesehene Korrekturfunktion verwendet kaum jemand. Das ins Smartphone Gehackte selber nochmal durchzulesen gilt wohl als veraltet.

Hier eine kleine (!) Auswahl der schönsten Aussetzer:   

„Kleinkindern werden nur noch Tablets und Handys in die Hände gedrückt, und selber auch. Erwarten wir nicht mehr viel, denn man braucht sich nur mal bewusst umschauen.“

„Das kommt dabei heraus, wenn man sich verbohrt, kleinkariert und ohne Rücksicht auf Verluste unter anderem in der Schuldenbremse verbeist!“

„Dies ist dabei aber nicht unbedingt finanziell anhängig, sondern eher, wie die Eltern es von ihren Eltern vermittelt bekommen haben und verstanden haben.“

„Wenn ich hier schon wieder lese, die Politik hat schuld, das die Schüler Bildunglücken haben. Mann sollte sich einmal die Elternhäuser ansehen; wenn von denn keine Unterstützung kommt, kann die Schule auch nicht helfen. Das ist ein Gesellschaftliches Problem.

„Die story mit den Laptops geht nach meiner Ansicht in die völlig falsche Richtung den, denn wer nicht ordentlich zuhören kann.“

„Also, ich bin in zwei verschiedenen Bundesländern zur Schule gegangen. Es waren gute Lehrer, die uns selbstständigiges Arbeiten beigebracht haben. Wir sollten uns z.b. für ein Land, ein Tier, einen Schriftsteller vorbereiten, (die ganze Klasse).“

„Mensch Leute, vielleicht mal den deutschen Lehrplan ändern und Themen von Interesse anführen.“

„Nachdem das Schulsystem immer weiter vom Anspruch nach unten negiert wurde, verwundert mich das nicht.“

„Von 6 Schulstunden 4 selbstbestimmtes Lernen mit seinen Listen eigenständig, was aber bei Halligalli in der Klasse mit Filmen streemen garnicht geht.“

„Die Kinder sind unsere Zukunft, dass wird leider viel zu häufig vergessen. Jeder Euro, der in der Bildung gespart wir, kommt uns hinterher teuer zu stehen. Gerade da deutschlands Wohlstand, auf Innovationen und Qualität beruht“.

Asien bzw im Osten macht man etwas ganz bestimmtes bereits anders, wo wir noch hinteher hinken.“

„Wir waren mal in der Qualität gut unterwegs, daß machen jetzt andere.“

„Man past es so an, dass auch die schwächsten Schafen es bis zu 6. Klasse.“

„Wenn es bei uns nur noch um die ‚Sexualität, welchen Geschlechts man angehört o auch nicht o beidem, wen o was man liebt.....und um grüne (?)......festkleben....usw. können wir bzw. unsere Kinder nicht besser da stehen!!!!!“

„Schulabschluß heißt ja nur, das ein Abschlußzeignis vorliegt, und nicht, daß der Schüler eine grundlegende Ausbildungsbefähigung erreicht hat.“

„Wenn ich an die Kommentare der Telegram-YouTube-Universalgenies denke, die bisweilen so hinterlassen werden, hätte ein besseres Ergebnis mich doch stark verwundert.“

„Es gibt kein Personal - und weil es keine Bildung mehr gibt, gibt es auch keine Personal mehr.“

„Meine Eltern hatten keine Ahnung vom Lehrplan im Gymnasium. Sie konnten keine Fremdsprachen, und Grammatik war ihnen kein Begriff, obwohl mir mein Vater das Aggregat (?) mal erklärte.“

„Aber ich büffelte wie verrückt und hatte ein Ziel (?). Mein Vater hatte Tuberkulose vom Krieg.“

„Tja, wenn man das kleben an der Straße lernt und die sexualitäten, nicht ein mal weiß, ob man männlein oder weiblein ist, solche Dinge wichtiger als Mathe und Deutsch sind.“

„Bildung wird überbewertet, auf die Haltung kommt es an. Stalin, Mao und Pol Pott haben sich nicht getäuscht.“

„Eltern sprechen doch nur noch ausländisch mit ihren Kindern.

„So eine Scheisse entsteht nur nur durch Jahrzehntelangem wegsehen und das Schulsystem nicht an die Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts und 3. Jahrtausends anzupassen.“

„Was sind Bildungslücken? Sowas wie die Lücken zwischen den Bilden an der Wand?“

„Der reinste Experimentierzoo, voller anti-authoritärer, unausgereifter Konzepte, die nur dazu führen, dass die Kinder in den ersten vier Jahren Bildungslücken aufbauen, an denen sie bis zum Ende ihrer Schulzeit zu knabbern haben.

dieser Prozentsatz spiegelt sich in der Grünen Delegation wieder und bei den ganzen Vögeln, die sich auf Straßen festkleben.

„Es ist ein gutes Gefühl, klüger sein als die Anderen!“

„Mit Dumme bevölkerung kannst machen, was man will.

„Genau wie jedes Land sich sein Sozialprodukt erzeugen würde, wenn man es das lässt, hätte es auch Schulen.“

„Daher ist auch die geforderte Wahlpflicht mit 16 in Deutschland lächerlich.“

„Lehrkräfte dagegen können ein buntes Lied davon singen.“

„Überrascht mich nicht wirklich. Wenn ich aber so in den Beiträgen lese, spiegelt sich es so wünderschön wieder.

„Nicht gerechnet die psychischen Schäden, die viele Kinder davon tragen werden. Und das Schlimmste: es gibt 0 Anstrengungen, dies aufzuarbeiten und wenigstens jetzt das Angerichtet zu Lindern und zu Heilen.

„Bei den Zahlen könnte der Verdacht aufkommen, dass das so gewollt ist. Vor allem, wenn man mal objektiv verfolgt, zu was diese Menschen gebracht weden können, ohne das sie Zusammenhänge verstehen.“

„Die Bildungslücken sind bei einem Großteil der Erwachsenen noch viel enormer, andernfalls würde die Welt hierzulande nicht so sein, wie sie ist. Man ist ja auch immer nur so stark, wie sein schwächstes Glied.“

Ja, wer wüsste das besser als wir Männer! Gerade bei Körperteilen, die wir uns enormer wünschen...

Nach dem Studium dieser Texte bin ich fest davon überzeugt: 23,8 Prozent der Facebook-Kommentatoren fehlen grundlegende Fähigkeiten, die von der Schule vermittelt werden sollen!

Trösten wir uns abschließend mit einem wunderbaren Auftritt (Tschuldigung: „Performance“) der beiden Sprachkritiker Bastian Sick und Wolf Schneider:

https://www.youtube.com/watch?v=VZ6DeTfJ9ho

Quelle:

https://www.facebook.com/tagesschau/posts/pfbid0StUPzvWVpXPXNKb3ebY6RM38AdMd1wKFzX21Qzzq8WhG122YKq2a7oyqsEhMAUh5l

Mittwoch, 28. September 2022

Video: Grenze für den Mimen

Ich habe gespielt, was zu spielen war." (Gustaf Gründgens)

Menschen von der Bühne aus zum Lachen, Staunen und Nachdenken zu bewegen hat mich schon früh fasziniert. Leider gab es an meinem Gymnasium keine Theatergruppe – ich wäre sofort beigetreten,

Ersatzweise versuchten einige Kumpel und ich, selber ein solches Team aufzubauen und Sketche von Karl Valentin einzustudieren. An der eigenen Schule nahm uns Fünfzehnjährige keiner ernst. Schließlich gelang es meinem Vater, über Beziehungen einen Probenraum an einer Berufsschule für uns zu organisieren – sehr zum Leidwesen des dortigen Hausmeisters, dem die Aufgabe, uns einmal wöchentlich ein Klassenzimmer auf- und wieder zuzusperren, deutlich missfiel.

In der Folge lancierte er immer wieder Beschwerden über uns – es ging wohl um die „Unordnung“, welche wir angeblich hinterließen (wahrscheinlich hatten wir nach den Proben mal die Tische und Stühle nicht wieder vorschriftsmäßig zurückgestellt). Zudem fand sich auch kein Veranstalter, der uns hätte auftreten lassen. Nach einem halben Jahr gaben wir entnervt auf.

Glücklicherweise konnte ich später meine Leidenschaft, mich auf der Bühne zu produzieren, als Zauberer und später als Moderator genügend ausleben. Sogar gegen Gage – und meist ungestört von Hausmeistern.

In den ersten Berufsjahren lernte ich dann eine Kollegin kennen, die eine Schulspiel-Gruppe leitete und für jede Hilfe dankbar war. Meine Faszination fürs Theater sowie die junge Dame führte zu einer noch heute bestehenden Zusammenarbeit.

Ich erinnere mich, dass Karin damals ihr erstes Großprojekt – „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner – sehr erfolgreich realisierte. Schon dabei lernte ich manche Schwierigkeiten kennen, mit welchen sich Leiterinnen von Schultheatergruppen herumschlagen müssen. Und für diesen Job gab es weder eine Anrechnung auf das Pflichtstundenmaß noch eine extra Vergütung – obwohl eine solche Inszenierung locker ein paar hundert zusätzliche Arbeitsstunden bedeutete.

In den nächsten 25 Jahren inszenierte Karin ungefähr ebenso viele Bühnenstücke, vom „Kleinen Prinzen“ über das „Fliegenden Klassenzimmer“ bis hin zum „Guten Menschen von Sezuan“, und stets war ich auf oder hinter der Bühne beteiligt. So schrieb ich für das Kästner-Stück eine dramatisierte Fassung, ebenso für Molieres „Tartuffe“ und mein absolutes Lieblingsprojekt: „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury.

Im Laufe der Jahre erlebte ich eine deutliche Wandlung der Verhältnisse: Während es früher für die meisten Schülerinnen und Schüler eine Auszeichnung bedeutete, bei einem Theaterstück mitwirken zu dürfen, galt es später eher als Wertschätzung des Pädagogen, wenn seine Zöglinge bereit waren, ihm bei der Realisierung eines Bühnenwerks behilflich zu sein.

Soll heißen: Die Jungmimen erschienen zu spät oder auch mal gar nicht den Proben, konnten ewig ihre Texte nur ansatzweise und betrachteten die Vorarbeiten vor allem als Gelegenheit, sich anderweitig zu produzieren. Ich muss heute noch Karins Geduld bewundern – selber hätte ich den einen oder anderen Jungdramatiker hochkant rausgeschmissen. Oder gleich die ganze Inszenierung abgesagt.

Auch die Mithilfe von Kollegen (zum Beispiel für Bühnenbild oder Technik) geriet nicht selten zur Zitterpartie. Öfters erfolgte sie zu spät oder blieb Stückwerk, was kurz vor der Premiere meist zum Verschleiß der letzten Nerven führte.

Man darf sich ja viele Requisiten im Alleingang zusammenborgen. Ich erinnere mich noch an einen Kleiderständer, den wir dem Wirt eines Cafés abschwatzten. Oder die Aufnahme eines fahrenden Zugs, welche wir mittels tragbaren Kassettenrecorders an einem Bahnübergang hinbekamen. Und meine Kenntnisse als Chemiker und Zauberer setzte ich öfters bei Spezialeffekten ein.

Dass Schulleiter sich inhaltlich besonders für Theater interessieren, konnte ich in keinem Fall feststellen – man war schon froh, wenn sie einem keine bürokratischen Hürden aufbauten. Selbst Chefs, die Germanistik studiert hatten, war es im Endeffekt vor allem wichtig, was hinterher in der Zeitung stand. Die Show, mit der sie bei der Premiere begeistert taten und Blumensträuße überreichten, fand ich stets besonders peinlich.

Eltern, welche wirklich inhaltlich hinter den Projekten standen, wurden immer seltener. Hauptsache, man konnte vor den Verwandten angeben, wenn Söhnchen oder Töchterlein sich auf der Bühne produzierten. Auch ansonsten verlegte man sich immer mehr auf Egozentrik: Obwohl Karin lange zuvor detaillierte Probenpläne ausarbeitete, befand man oft in letzter Minute, der Besuch bei der Oma oder der Wochenend-Urlaub gehe schließlich vor.

All das bewegte mich 1990, die Satire „Grenze für den Mimen“ zu verfassen, welche sogar die Gnade erfuhr, in der führenden bayerischen Fachzeitschrift für Schultheater zu erscheinen (nebst eines säuerlichen Kommentars des Herausgebers). Ich nahm den Text in mein 2019 herausgekommenes Buch „Das fliegende Glossenzimmer“ auf. Die Mehrzahl der verwendeten Gags sind übrigens nicht erfunden, sondern selbst erlebt!

Trotz all der Probleme und Schwierigkeiten nehme ich sehr viele positive Erlebnisse aus dieser Zeit mit. Es ist faszinierend, den Werdegang eines Stücks vom Textbuch bis zur Premiere zu verfolgen. Und zumindest im Nachhinein wurde wohl auch den jungen Mitwirkenden klar, welch riesige Arbeit in einem solchen Projekt steckt.

Daher wünsche ich nun viel Vergnügen mit meinem neuen Video, in dem ich die Abenteuer einer schulischen Theater-Muse schildere:

https://www.youtube.com/watch?v=sG4pSIQtrjU

P.S. Eine andere Glosse aus meinem Buch habe ich schon früher als Video-Lesung produziert:

https://www.youtube.com/watch?v=oZ8mxB5OzF0

Und wer das „Glossenzimmer“ käuflich erwerben möchte:

http://www.robinson-riedl.de/glossenzimmer.htm

Montag, 1. August 2022

War nix mit dem Gendern

Man muss der BILD-Zeitung das Verdienst lassen, dass sie nun eine Diskussionssendung aufgriff, welche der Bayerische Rundfunk schon im Mai gesendet hatte: „Diversity Talk“ nannte sich eine tränentreibende Debatte ums Gendern – vor allem von jungen Leuten.

Unter der Leitung von Claudia Stamm (ex-grüne Tochter der früheren Landtagspräsidentin) diskutierten:

·       Fabia Klein (stellvertretende Landesschülersprecherin)

·       Julia Fritzsche (freie Journalistin beim Bayerischen Rundfunk – von ihr wie „Dschornalistin“ ausgesprochen)

·       eine sich „Seda“ nennende, non-binäre Sängerin

·       Moritz Meusel (ehemaliger Landesschülersprecher)

·       Markus Huber (Pressesprecher des BR)

Gendermäßig stand es also zirka 3,5 zu 2,5, von der Einstellung zum Thema her 4,5 zu 1,5: Während die dreieinhalb Damen strikt für das Gendern plädierten (auch die Gesprächsleiterin ließ das durchblicken), lavierte Herr Huber ziemlich zwischen den Fronten – nur Moritz Meusel vertrat eine gemäßigt kritische Einstellung.

Ausgewogenheit war also von Anfang an nicht zu befürchten.

Zu Beginn hatte man wohl eine (oder mehrere?) Schulklassen um ihre Meinung gebeten. Diese fiel nicht direkt zur Zufriedenheit des Podiums aus: „Was hältst du vom Gendern?“ wurde überwiegend mit „Ist mir ziemlich egal“ und „Gendern ist unnötig“ beantwortet.

Davon gänzlich unbeeindruckt entspann sich daraufhin eine lichtvolle Debatte, welche die „Süddeutsche Zeitung“ zu einem recht frechen Artikel veranlasste: „Wie meinst Diversity, Spatzl?“ formulierte der Autor Cornelius Pollmer in bestem „Monaco Franze“-Sprech.

Zur Gesprächsrunde hatte er absolut Satirisches anzumerken:

„Schon in ihrer Begrüßung hängt Moderatorin Claudia Stamm den Wortstämmen ‚lern‘ und ‚lehr‘ zunächst sämtliche Endungen an, die man sich nur denken kann, Motto: Wird schon was Richtiges dabei sein. (…)

Wer dann aber als freiwillige Lernleistung das Video selbst anklickte und 45 Minuten lang durchhielt, der musste feststellen, dass die Sache ausnahmsweise noch schlimmer war als vom Boulevard beschrieben – allerdings auch noch lustiger. (…)

Es lassen sich daraus nicht alle Highlights wiedergeben, weit vorne liegt aber Stamms Frage, ob künftig statt von der Wirtschaft besser von ‚Wirt*innenschaft‘ zu sprechen sei?“

Hier der schöne Text zum Nachlesen:

https://www.sueddeutsche.de/medien/br-gendern-diversity-oerr-1.5630422

Ich habe es fast geschafft, mir das vollständige Video der Sendung zu geben. Ich warne aber: Es klappt nur mit einem deutlichen Hang zum Masochismus:

https://www.br.de/mediathek/video/diversity-talk-2022-gendern-av:62aa56d6c6f9f00009e47c6e

Das Schönste kommt bekanntlich zum Schluss: Unvorsichtigerweise ließ man die „Schüler*innen“ zum Schluss nochmal abstimmen. Mit großem Abstand siegte „Gendern finde ich weiterhin unnötig“ vor „Habe da keine Meinung“. Positive Aussagen landeten am Ende der Charts. Aus der Sicht von „mindestens drei Diskussionsteilnehmenden“, so Claudia Stamm (also mit ihr vier), müsse man im nächsten Jahr nochmal drüber reden. Diese Drohung blieb im Raum stehen.

Die schönste Szene im Video ist das verstohlende Grinsen des kleinen Moritz bei dieser Aussage...

Klar, dass die BILD-Zeitung über dieses Kabarett etliche Kübel Hohn und Spott ausleerte: „Bayerischer Rundfunk blamiert sich mit Gender-Sendung“ titelte das Volksblatt.  

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/sie-wollten-schueler-ueberzeugen-bayerischer-rundfunk-blamiert-sich-mit-gender-s-80835142.bild.html

Für mich ist die Auseinandersetzung ums Sternchen-Deutsch wahrlich ein Beitrag aus der „Habt ihr sonst keine Sorgen?“-Abteilung. Dabei kann ich die Ängste von Frauen (oder non-binären Menschen), sprachlich sozusagen im Dunkeln zu bleiben, durchaus verstehen. Wobei mir als Lehrer vollkommen klar war, dass ich männliche und weibliche „Schüler“ hatte – schon deshalb, weil letztere meist fleißiger und sozial verträglicher waren. Und ich vergaß keine Sekunde, dass sich im „Lehrerzimmer“ auch Frauen befanden (schon an der Geräuschkulisse erkennbar).

Wie halte ich es selber mit dem Gendern? Wo immer es mir sprachlich angemessen erscheint, verwende ich auch die weibliche Variante, manchmal die Verlaufsform. Vor allem dort, wo man vielleicht nicht ganz selbstverständlich draufkommt, es könnten auch Frauen beteiligt sein. Da ganze Sternchen, Binnen-I und Schräg- sowie Unterstrich-Gedudel ist für mich eine sprachliche Vergewaltigung, welche ich nur als satirisches Stilmittel einsetze.

Klar, die Sprache entwickelt sich ständig weiter – aber von „unten“ her, also durch den Gebrauch im Alltag. Was man derzeit aber versucht, ist eine von oben verordnete Reform: Von einschlägigen Universitäts-Instituten aus versuchen durchgeknallte Ideolog*innen, dem Volk nicht wie weiland Luther aufs Maul zu schauen, sondern ihm dieses zu verbieten.

Es wird sich nicht durchsetzen – ebenso wenig wie künstlich aufgedrückte „Códigos“ beim Tango.

Man erweist dem unbedingt nötigen Feminismus einen Bärendienst, wenn man ihn mit verstiegenen, theoretisierenden Forderungen der Lächerlichkeit preisgibt. Die wahren Probleme der Frauen in diesem Land sind nicht die Gender-Sternchen, sondern beispielsweise Männer, die sich um den Unterhalt drücken oder gar der Ex gewaltsam nachstellen und Arbeitgeber, die in ihren Büros fröhlich dem „Mansplaining“ frönen oder sich mit irgendwelchen Spitzfindigkeiten um eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern drücken.

Und im Tango sind es weniger die argentinischen Verhaltensnormen aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, sondern der sehr reale Machismo auf den Veranstaltungen.

Um trotz des ernsten Themas mit einer Pointe zu schließen: Auch militante Tierschützer beschimpfen auf offener Straße lieber eine alte Oma wegen ihres Pelzmantels als einen Hells Angel wegen seiner Lederjacke!

https://www.youtube.com/watch?v=UKRHZg-8ch4

Dienstag, 5. Juli 2022

Quiz: häufige Rechtschreibfehler

Nicht nur an den Grundschulen, sondern auch in den sozialen Medien gehen die Rechtschreibkenntnisse immer mehr zurück. Daher hier ein Test, mit dem Sie herausfinden können, ob Sie Ihre Muttersprache (oder vielleicht sogar Deutsch als Fremdsprache) wesentlich besser beherrschen als der Durchschnitt.

Die Beispiele beziehen sich auf Wörter, welche sehr häufig falsch geschrieben werden.

Um nach dem Benotungsschlüssel für die gymnasiale Oberstufe eine gute oder sogar sehr gute Leistung zu erbringen, sollten Sie schon 25 bzw. 30 der 35 Fragen richtig beantworten!

Die Lösungen finden Sie, wie immer, am Ende des Textes. Viel Spaß!

1.     Wie macht man das… am besten / am Besten

2.     … an Hand / anhand eines Beispiels

3.     Wir sollten das Ganze lieber… anullieren / annullieren / annulieren

4.     Man löst ein Problem… aufs Geratewohl / aufs Geradewohl

5.     Das probieren wir einfach… aus dem Stegreif / aus dem Stehgreif

6.     Dieser Gedankengang ist… brillant / brilliant

7.     Das Spiel mit den Kugeln nennt sich… Billiard / Billard

8.     Trinken wir erstmal einen… Cappuccino / Cappucino / Capuccino

9.     … und des weiteren / desweiteren / des Weiteren noch Folgendes…

10. Den erfreulichen Anblick nennt man… Dekolleté / Dekolltee / Dekoltee / Dekolletee

11. Der DJ spielt jedes Mal… die selben / dieselben Tangos

12. Auf einer Milonga kennt man… den einen oder anderen / den Einen oder Anderen

13. Tango fördert die… Fittness / Fitness

14. Tango üben ist eine harte… Frohn / Fron

15. Die Tangobilder hat man zu einer… Galerie / Gallerie zusammengestellt

16. Piazzolla ist eine… Gallionsfigur / Galionsfigur des modernen Tango

17. Pferde… galoppieren / galloppieren / gallopieren

18. Tango gehört zu den schönsten… Hobbies / Hobbys

19. Die Kursgebühren bezahle man bitte… im Voraus / im voraus / im Vorraus

20. Das Ding, welches sich dreht, nennt man… Karrussell / Karussell / Karrusell

21. Ein Gremium bezeichnet man oft auch als… Komitee / Kommitee / Kommittee

22. Ein Studienkollege oder… Kommilitone / Komilitone / Kommillitone

23. Das Plakat kommt an die… Litfaßsäule / Littfaßsäule / Litfasssäule

24. Meine Tangoschuhe sind… niegelnagelneu / nigelnagelneu

25. Unser Geld transportieren wir im… Portemonnaie / Portmonnee / Portmonee / Portemonee

26. Das Gegenteil von glatt nennt sich… rauh / rau

27. Dieses Problem lösen wir durch gründliche Reflexion / Reflektion

28. Gutes Tanzen fördert das… Renommé / Renommee / Rennommee / Rennomee

29. Tango gibt es auch als… Standardtanz / Standarttanz

30. Die Beispiele lassen sich unter einem Begriff… subsumieren / subsummieren

31. Die Datei enthält 15… Terabite / Terrabite / Terabyte / Terrabyte

32. Danke für den guten… Tip / Tipp

33. Tanzen sollte man schon… von klein auf / von Klein auf

34. Wie viel / wieviel kostet dieser Tangokurs?

35. Der Test ist nun… zu Ende / zuende

Lösungen:

1.     am besten

2.     anhand

3.     annullieren

4.     aufs Geratewohl (kommt von „geraten“ – wie es halt gerät))

5.     Stegreif („aus dem Steigbügel“)

6.     brillant (auch wenn es anders gesprochen wird)

7.     ebenso: Billard (französisch: „bille“ – kleine Kugel)

8.     Cappuccino („Kapuziner“ – Mehrzahl: „Cappuccinos“)

9.     des Weiteren

10. Dekolleté oder Dekolletee

11. dieselben

12. den einen oder anderen

13. Fitness

14. Fron (ursprünglich: Dienstleistung des Bauern für den Grundherrn)

15. Galerie

16. Galionsfigur

17. galoppieren

18. Hobbys

19. im Voraus

20. Karussell

21. Komitee

22. Kommilitone

23. Litfaßsäule (1854 erfunden vom Berliner Drucker Ernst Litfaß)

24. nigelnagelneu („frisch zusammengenagelt“)

25. Portemonnaie oder Portmonee

26. rau

27. Reflexion

28. Renommee

29. Standardtanz

30. subsumieren

31. Terabyte

32. Tipp

33. von klein auf

34. wie viel

35. zu Ende

Quellen: https://www.texterclub.de/77-typische-rechtschreibfehler/

https://lektorat-korrekturlesen.de/fehlerwoerter/

P.S. Wem es noch nicht reicht – hier ein weiterer Test:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2020/08/der-groe-rechtschreib-test.html

Und hier noch einige Tipps vom Rechtschreibprofi Bastian Sick:

https://www.youtube.com/watch?v=QmWPpvW_27A